Das traditionsreiche Geschichtenerzählen

02.09.2024

Ob es wahr ist oder nur erzählt wurde.

Zu Beginn der Menschheit, als die ersten Menschen um das Feuer sassen, füllten sie die Leere mit Worten. Sie  begannen „Fäden zu spinnen“. Mit ihren lebhaften Erzählungen schufen sie sich eine Identität und versuchten, ihren Platz als Menschen auf der Erde zu verstehen. Sie bemalten Felswände, sangen Lieder und verwoben Geschichten. Wertvoll waren die Erzählungen, die Kulturen mitgestalteten. Erzählungen wurden innerhalb der Sippe weitergegeben, und wanderten mit den Menschen in verschiedene Kulturen und Sprachen. Das traditionelle Geschichtenerzählen entwickelte sich zu einer angesehenen Kunstform und Berufung. Können wir uns vorstellen, dass diese Menschen ebenso begierig darauf waren, das Geheimnis des Lebens zu ergründen? In Mythen, Legenden und Volkserzählungen suchten sie nach Antworten. Oft glaubte man, dass die Vorfahren dem Göttlichen näherstanden.

Indigene Volkssagen offenbaren die Werte und das respektvolle Denken einer Gemeinschaft: die Beziehungen zu Tieren und zur Natur, der Umgang mit dem Tod und das Wirken der Ahnen. Jüdische und christliche Volkserzählungen lehren uns von Gut und Böse, von Aufrichtigkeit, Gehorsam und Frömmigkeit sowie von der inneren Haltung gegenüber dem Allwissenden. Ätiologische Mythen berichten von der Erschaffung der Erde, des Himmels, der Sonne, des Mondes und der Sterne, wobei Tiere oft eine zentrale Rolle einnehmen. Schalkhafte Geschichten aus allen Kulturen lassen uns schließlich schmunzeln über das Menschsein.

Geschichten, die mündlich von Generation zu Generation weitergegeben wurden, laden uns ein, das Geheimnis des Lebens zu erkunden.

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